Im letzten Beitrag habe ich darüber geschrieben, wofür Hashtags gut sind und wie sie eingesetzt werden können. Daraufhin schrieb Twitter Nutzer Poldemo:
@webZunder gibt es eigentlich auch Analysen, wer wie wann warum hashtags konsumiert? Produziert werden ja jede Menge…
— Peter (@poldemo) July 14, 2013
Eine gute Frage ;)
Gute Beispiele für den Einsatz von Hashtags
Schauen wir uns zuerst einmal an, in welchen Fällen Hashtags geschrieben und konsumiert werden. Ein paar Beispiele:
- Einfaches Auffinden von Inhalten rund um eine Veranstaltung:
Entweder der Veranstalter legt einen “offiziellen” Hashtag fest oder die Teilnehmer denken sich selbst einen passenden aus. Beim MobileCamp in Dresden haben wir #mcdd13 verwendet. Artikel mit einem ausgewählten Tag lassen sich in vielen Anwendungen abonnieren. Das nutzen die Barcamp-Teilnehmer schon im Vorfeld der Veranstaltung für den Austausch untereinander. - Verwendung bei politischen Aktionen:
Social Media spielte und spielt u.a. im Arabischen Frühling eine wichtige Rolle. Selbst jetzt noch – mehr als 2 Jahre später – verwenden engagierte Twitter Nutzer das Hashtag #jan25. Der 25.Januar 2011 war der erste Tag der Massenproteste bei der Revolution in Ägypten (mehr dazu auch im Twitter Blog).
Ob das Hashtag #btw13 dieses Jahr in Deutschland an Popularität gewinnt? - Zusätzlicher Kommunikationskanal zum Fernsehen:
Bestes Beispiel ist wohl der Tatort in der ARD. Viele #Tatort-Fans formen damit eine Community und kommentieren den Krimi am Sonntag live via Twitter. Auch andere Sendungen und Kulturereignisse errichten darüber einen Rückkanal für spontanes und direktes Feedback. - Eigene Hashtags in der Unternehmenskommunikation:
Bemerkenswert ist es, wenn Unternehmen im Dialog mit Kunden eigene Hashtags prägen können. Insbesondere wenn Kunden diesen dann auch verwenden. Das ganze ist aber nicht immer ganz risikolos, wie u.a. McDonalds erleben durfte. - Trendsurfen:
Dabei versuchen Marketiers auf einen aktuellen Trend aufzuspringen indem sie dessen Hashtag in eigenen Beiträgen verwenden. Das kann aber auf ziemlichen Widerstand stoßen. Insbesondere, wenn das damit vermarktete Thema so gar nichts mit dem eigentlichen Hashtag zu tun hat. - Bündelung von Themen durch Hashtags:
Vereinzelt gibt es Twitter Konten, die automatisch alle Tweets mit einem bestimmten Hashtag für die eigenen Fans nochmals veröffentlichen (retweeten). Diese sogenannten „ReTweet-Bots“ bündeln damit alle Meldungen mit z.B. zu einer Region oder einem Thema.
In diesen Fällen wird die Kommunikation durch Hashtags unterstützt. Bestimmt gibt es viele weitere Beispiele. Die schreiben Sie dann bitte in die Kommentare? Danke ;)
Kaum Studien und Analysen zur Hashtag Nutzung
Zurück zur ursprünglichen Frage: Gibt es Analysen über den Konsum von Hashtags? Ich habe mich ein wenig umgeschaut und wurde ziemlich überrascht. Tatsächlich gibt es – abgesehen von der Auswertung individuellen Marketing Aktionen, kaum belastbare Studien über den Konsum von Hashtags auf Leserseite. Sehr oft wird jedoch – auch in Deutschland – die Umfrage „Mobile Hashtag Survey“ von RadiumOne zitiert.
Ergebnisse und Probleme der „Mobile Hashtag Survey“ (RadiumOne)
Die Umfrage wurde wohl – wie bei vielen andere Social Media Studien auch – unter nordamerikanischen Nutzern durchgeführt. Die Aussagekraft für Deutschland muss daher bezweifelt werden. So ist Deutschland immer noch Twitter Entwicklungsland. Und Twitter ist nun mal der Dienst der Hashtags seit langer Zeit verwendet und damit gewachsen ist.
Auch problematisch: Es liegen nur wenig Informationen darüber vor, wie diese Daten erhoben wurden. Meine E-Mail dazu an den Pressekontakt blieb unbeantwortet. Das hätte mich interessiert:
- Über welchen Kanal wurden die Teilnehmer befragt? Online? Über welchen Dienst? Oder / Offline?
- Die Presseerklärung zur Studie verweist auf 494 erhaltene Antworten für die Umfrage. Das sind nicht sehr viele.
- Wie viele Befragte haben nicht geantwortet? Oder war es eine offene Umfrage und es hat nur ein ganz spezieller Nutzerkreis geantwortet?
Ohne diese Informationen können die Ergebnisse nur schwer interpretiert werden. Die interessantesten „Fakten“:
- Die fünf am meisten wahrgenommenen Hashtags im Jahr 2012 wurden insgesamt 11,7 Mio. mal erwähnt. Leider steht nicht dabei, ob dazu z.B. auch #wtf, #fail, #yolo und #tgif gehören ;)
- Mehr als die Hälfte der Antwortenden (57,9%) setzen selbst Hashtags ein.
- Hashtags finden 43% nützlich und 14,7% empfinden Hashtags als nervig.
- Immerhin klicken 41,8% auf Hashtags um darüber neue Inhalte zu finden.
Alle weiteren Ergebnisse können Sie gern in dem bereitgestellten Dokument selbst nachschlagen.
WOW Effekt durch Fehlinterpretation
Recht amüsant empfand ich eine Fehlinterpretation der Studie durch verschiedene deutsche Blogs. Dieser löste bei mir ursprünglich einen kleinen WOW-Effekt aus. Angeblich wären 71% der Nutzer die Hashtags einsetzen weiblich. Tatsächlich aber sind 71% der Teilnehmer, die die Umfrage beantwortet haben, weiblich. Tja so ist das mit Studien und schnellen Schlagzeilen ;)
Wer kennt weitere Studien?